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14. Münchner Lymph-Symposium  

Ödeme in der Medizin: Was ist gesichert, was bringt die Zukunft?  

Am Samstag, den 06. Juli 2024 fand in der Wappenhalle in München das 14. Münchner Lymph-Symposium unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. med. Michaela Knestele statt.

Im Fokus des Symposiums stand das Ödem in der Medizin und es galt aufzuzeigen, was gesichert ist und was die Zukunft bringt. Ergänzend informierten Referierende aus Deutschland und Österreich über bildgebende Diagnostik sowie konservative und chirurgische Therapie-Maßnahmen bei einer Lymphödem- oder Lipödem-Erkrankung.    

 

Das Symposium war in fünf Themenschwerpunkte unterteilt. Im Anschluss an das Vortragsprogramm wurde der Workshop „Atem und Bewegung für Lymphödempatientinnen und -patienten: Ein Beitrag zur Selbstfürsorge“ durch Mag. Christina Buder, Walchsee angeboten.  

 

Aktuelles aus Forschung und Praxis   

Mit seiner Zusammenfassung der genetischen und histologischen Grundlagen im Kontext der Lymphologie eröffnete Dr. rer. nat. Dr. med. René Hägerling, Berlin, das Vortragsprogramm. Ergänzend dazu stellte er zwei konkrete Fällen von Kindern aus der Sprechstunde vor. Dabei zeigte er, wie die Diagnostik mit modernen Mitteln wie der 3-D-Rekonstruktion des dermalen Gefäßsystems erfolge.  

 

Im Anschluss an seinen Vortrag empfing Dr. Hägerling, Vorsitzender der Sektion Lymphologie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie von Uli Frey, Leitung Medical Affairs, im Namen der Juzo GmbH eine Spende über 5.000,-€ für Forschungszwecke.  

 

Mit der Frage, ob die „Lymphgefäße für unsere Lebensweise und Lebenserwartung ausgelegt“ seien, beschäftigte sich ao. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Erich Brenner, MME (Bern), Innsbruck, Österreich. Älter werden würde bedeuten, dass Glykokalyx, Gap Junctions, die Muskulatur und die Innervation eines Menschen abnehmen, der oxidative Stress jedoch zunehmen würde. Als Konsequenz daraus leitete Brenner ab, dass im Laufe des Lebens die Lymphtransportkapazität eines Jeden abnehme, aber die Transportmenge zunehme.  

 

Leitlinien Aktuell  

Über den Entwicklungsstand der S3-Leitlinie zum Lymphödem berichtete Prim. Dr. med. Christian Ure, Wolfsberg, Österreich. Dabei setzten sich acht Arbeitsgruppen, bestehend aus 32 Fachgesellschaften, mit der Erstellung der Leitlinie auseinander. Dabei würde zur existierenden Agenda (AG1 Definition und Epidemiologie AG 2: Basisdiagnostik AG 3: Weiterführende Diagnostik AG 4: Konservative Therapie AG 5: Chirurgische Therapie AG 6: Primärprävention AG 7: Psychosoziale Aspekte) der neue Punkt der Patientenleitlinie hinzukommen.    

 

Dr. med. Anya Miller, Berlin, referierte über die aktuelle Sk2-Leitlinie zum Lipödem und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Dabei betonte Miller, dass ein Lipödem weder durch Adipositas bedingt sei, noch dass Adipositas ein Lipödem bedinge. Jedoch sei es möglich, dass Adipositas die Schmerzen eines Lipödems verstärkt. Therapieziel sei deswegen immer die Reduktion des Schmerzes, um die Lebensqualität der Patientinnen zu steigern. Dafür sollte die Therapie individuell an die Patientinnen angepasst werden.    

 

Diagnostik    

Mit Antworten auf die Frage „Bildgebende Diagnostik heute – und morgen?“ wagte Priv.-Doz. Dr. med. Claus C. Pieper, Bonn, einen Blick in die Zukunft. Die verschiedenen Bildgebungstechniken seien bereits heute ein gutes Rüstzeug für Bildgebung und Intervention, jedoch gebe es bisher noch wenige spezialisierte Zentren weltweit. Die Bildgebung von morgen beinhalte neue Technologien und Kontrastmittel, während eine breitere Verfügbarkeit der Basisbildgebung auch künftig fraglich sei. Die Bearbeitung großer Datenmengen mit Al-Algorithmen biete außerdem Unterstützung bei Diagnostik und Monitoring.  

 

Um eine Differentialdiagnose bei Ödem richtig zu bestimmen, bedürfe es einer gründlichen Anamnese, Inspektion und Palpation, so Dr. med. Barbara Netopil, Königstein im Taunus. Dabei sei ein Ödem nicht immer ein Lymphödem. Ein Ödem werde nach seiner Entstehungsart unterschieden; so gebe es auch kardiale, renale, traumatische etc. Ödeme, wobei hier unterschiedliche Behandlungen notwendig seien.  

 

Konservative Therapie  

Christine Hemmann-Moll, Bad Rappenau, wagte sich an die Frage, ob die klassische Aufteilung der KPE in zwei Phasen in der ambulanten Behandlung noch zeitgemäß sei. Nach der Bandagisten-Meisterin sollte die Therapie nicht in zwei separate Phasen aufgeteilt werden, sondern eine kontinuierliche Therapie aus Entstauung, Selbstmanagement, Erhaltung und Kontrolle darstellen. Dafür seien MAKs (Medizinisch adaptive Kompressionssysteme) und SoftCompress-Einlagen ideal. Diese könnten von den Betroffenen individuell angelegt und nachjustiert werden und würden vom Tragekomfort angenehmer empfunden werden als Bandagen.    

 

„Optionen in der KPE des Lymph- und Lipödems: State of the Art und woran wird geforscht?“, präsentierte Eva-Maria Streicher. Hierbei betonte die Physiotherapeutin, wie wichtig es sei Säuglingen und Kleinkindern mit einem Primären Lymphödem sofortige KPE (Komplexe physikalische Entstauungstherapie) zukommen zu lassen, damit keine starken Gewebeänderungen auftreten würden. Auch bei Patientinnen und Patienten mit einem sekundären Lymphödem sei KPE essentiell in der Therapie, um deren Mobilität zu fördern. Bei der Therapie des Lipödem-Syndroms würde sich eine sog. „Shock-Wave-Therapie“ eignen, um hypertrophe Gewebeanteile zu reduzieren. Diese Methode müsse jedoch noch mehr erforscht werden.    

 

Über die Wechselwirkung und Benefits von „Lymphödem – Bewegung – Kompression“ referierte PD Dr. med. Anett Reißhauer, Berlin. Dabei sei Bewegung eines der wirksamsten Medikamente. Nicht nur werde der Muskelmantel gestärkt, auch der venöse Rückstrom würde verbessert und Bewegung habe positive Effekte auf die Chromosomen des Menschen. Bei der Bewegung gelte die 3x30x30 Faustregel: 3x die Woche Bewegung und Sport und das für 30 Minuten. Das senke das Rezidivrisiko um 30 %.  

 

Dass Ödem-Patientinnen und -Patienten auf Hautpflege achten müssen, was dabei bewährt und was neu ist, zeigte Gabi Weigold, Döhlau. So würden Betroffene oft zu unterschiedlichen Hautpflegemitteln greifen, was völlig in Ordnung sei. Man solle lediglich drauf achten, dass jene hauttyp- und phasengerecht sei. Bewährt habe sich für trockene Haut eine lipophile Pflege, während man feuchte bzw. fettige Haut am besten mit hydrophilen Mitteln pflege.    

 

Chirurgische Therapie  

Den letzten Teil des Symposiums leitete Prof. Dr. med. Marcus Lehnhardt, Bochum, mit seinem Vortrag über „Lymphödem-Prävention nach Tumor oder Trauma: Sinnvoll oder nicht, konservativ oder operativ?“ ein. Bei Trauma oder Tumorbehandlungen würde meist die Subkutis beschädigt und somit eine Behinderung des Lymphsystems entstehen. Hier rät der Chirurg, prophylaktisch lymphovenöse Anastomosen vorzunehmen, damit die Venen die Lymphe drainieren und im Umkehrschluss kein Lymphödem entstände.    

 

Dr. med. Aaron Antaeus Metz, Wien, Österreich, legte in seinem Vortrag dar, dass man bereits Anfang des 20. Jahrhunderts an resektiven und rekonstruktiven Verfahren am menschlichen Lymphsystem forschte. Heute sei es möglich, durch Ultra High Frequency Ultraschallwellen oder dem sogenannten ICG-Verfahren die Lymphe sichtbar zu machen. Dies sei notwendig, um lymphovenöse Anastomoseverfahren, wie z. B. das Elephant- oder das Octopus-Verfahren durchzuführen. Ein Ausblick auf die rekonstruktive Chirurgie des Lymphödems zeige, dass individualisierte Therapien, biometrische Datenerhebung etc. zum zukünftigen Standard gehören sollten.    

 

Zum Abschluss des Tages referierte Dr. med. Michaela Knestele, Kaufbeuren, über die „Chirurgische Infektsanierung und plastische Deckung bei Lymphödemen“. Da ein Lymphödem, insbesondere in unbehandeltem Zustand, mit einer reduzierten Immunabwehr auftrete, könne es zu wiederkehrend Infekten kommen, welche es zu behandeln gebe. Dafür könnten unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden: Während ein Erysipel in der Regel konservativ zu therapieren sei, sei es bei Phlegmonen oder nekrotisierender Fasziitis meist zwingend erforderlich chirurgisch einzugreifen.    

 

Die Veranstaltung überzeugte durch namhafte Referentinnen und Referenten. Sie ließ 300 internationale Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz den Lymphkliniktag als praxisrelevante Fortbildung erleben.  

 

Mit großer Freude kündigte die wissenschaftliche Leitung den 15. Münchner Lymphkliniktag am 05. Juni 2025 an. 


Mehr zu den Veranstaltungen der Akademie finden Sie unter juzo.de/akademie.

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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